Führen von Alters- und Pflegeheimen

Ist die Führung der Schlüssel zum Erfolg?

Die Ergebnisse einer Online-Umfrage im Jahr 2009 und 2015 im Auftrag von CURAVIVA Schweiz weisen unmissverständlich in diese Richtung. Die drei wichtigsten Erfolgsfaktoren aus Sicht der befragten Geschäftsleitungen haben mit Führung zu tun (vgl. nachstehende Abbildung): 1. kompetente und motivierte Mitarbeitende, 2. offene Kommunikation zwischen Kader und Mitarbeitenden und 3. gute Zusammenarbeit zwischen Kader und Trägerschaft.

Wie halten Sie gute Mitarbeitende?
Fachkräftemangel und Pflegenotstand sind in aller Munde. Dennoch haben wir die Erfahrung gemacht, dass in ein und derselben Stadt die einen Heime hohe Kurzabwesenheiten verzeichnen (v.a. an Montagen) und grösste Mühe haben, Personal zu finden. In anderen Heimen sind hingegen Kurzabsenzen kein Thema und sie erhalten gar Blindbewerbungen. Ein wesentlicher Stellhebel ist die Mitarbeitendenführung. Martina Merz-Staerkle, ehemalige Prorektorin und Leiterin des Fachbereichs Gesundheit an der Fachhochschule St.Gallen, war auch mehrere Jahre Pflegedienstleiterin des Alters- und Pflegeheims Bürgerspital und der Geriatrischen Klinik St.Gallen. Sie hat in einem Fachgespräch verdeutlicht, was gute Mitarbeitendenführung ausmacht:

  • Die Person und ihre Arbeit schätzen und ernst nehmen
  • Fordern und fördern
  • In schwierigen Situationen Unterstützung geben
  • Positiv und fair mit Fehlern umgehen

 

Für die Pflegenden muss Achtung und Respekt spürbar sein!
«Als erstes muss für die Pflegenden spürbar sein, dass ich sie in ihrer Person und Funktion achte und respektiere, die Stationsleitung und genauso das Reinigungspersonal. Sie müssen wahrnehmen können, dass ich für sie und ihre Aufgabe einstehe, mich für sie engagiere, sie unterstütze. Unterstützen heisst dabei aber nicht, alles akzeptieren was sie machen und wollen. Unterstützen heisst, mich für möglichst gute Rahmenbedingungen zu setzen, gleichzeitig aber ein gutes Verhalten und eine gute Leistung einzufordern und etwas zur Förderung beizu­tragen. Dies erfordert auch einen transparenten Führungsstil, indem ich erkläre, warum etwas auch nicht möglich gemacht werden kann. Wenn wir erwarten, dass die Mitarbeitenden einen wertschätzenden Umgang mit den Bewohnenden und Angehörigen pflegen, dann müssen sie genau diese Wertschätzung von ihren Vorgesetzten erfahren, und zwar nicht nur am Weihnachtsessen, sondern im Alltag über das ganze Jahr. Eine ehrlich gemeinte, differenzierte positive Rückmeldung bewirkt viel. Dies bedingt eine hohe Aufmerksamkeit sowie Achtsamkeit der Vorgesetzten und braucht viel Energie und ein hohes Engagement.»

Offene Kommunikation zwischen Kader und Mitarbeitenden
Führung findet durch Kommunikation statt. Die zentralen Elemente sind (in Anlehnung an: Initiative Neue Qualität der Arbeit):

  • Leistung loben
  • Konstruktiv kritisieren
  • Ehrlich und verbindlich sein
  • Besprechungen erfolgreich gestalten

Besprechungen müssen effizient gestaltet werden!
Der letztgenannte Punkt ist nicht zu unterschätzen. Besprechungen nehmen im Pflegealltag viel Raum ein. Nicht selten klagen Mitarbeitende über unproduktive Besprechungen. Oft sind sie prägend für die Atmosphäre und Stimmung im gesamten Team. Zwar sind alle Teilnehmenden für das Gelingen von Besprechungen verantwortlich, die Qualität hängt aber im Wesentlichen von der Besprechungs­leitung ab.

Verwendete Quellen:
CURAVIVA Schweiz. (2015). Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für Altersinstitutionen in naher Zukunft. Abgerufen von www.curaviva.ch/files/O7V87PT/2015_09_10_bericht_herausforderungen.erfolgsfaktoren_2015.pdf.
Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA). (2010) Gute Führung in der Pflege». Abgerufen von www.inqa.de/SharedDocs/PDFs/DE/Publikationen/pflege-hh2-fuehrung.pdf.

Marcel Schöni
Betriebsökonom FH